Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Wespen, Hornissen
Jari
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Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Jari »

Hallo liebe Forummitglieder

Vor 3 Tagen ist uns erstmals aufgefallen, dass mehrere Wespenvölker verschiedene Wege in unsere hinterlüftete Fassade gefunden haben. Die vorgehängten Aluminiumprofile sind zwar durch Lüftungsgitter abgedichtet, doch an den Fensterbänken haben die Wespen trotzdem Schlitze (4-5mm) gefunden durch die sie eindringen können :(
Die Wespen sind im Gegensatz zu den hier bisher vorkommenden Arten vergleichsweise klein (15-20 mm lang). Jedenfalls hatte es bisher noch keine andere Wespenart geschafft durch diese Schlitze einzudringen.
Wenn ich nichts übersehen habe, dürften es gegen 6 Völker sein. Die meisten machen uns keine Sorgen, da werde ich einfach Anfangs Winter die Schlitze mit Drahtgeflecht verschliessen. 2 Orte sind jedoch problematisch, da sich die Wespen ausgerechnet die Regenkanäle ausgesucht haben, die die Funktion haben hinter die Fassade gelaufenes Wasser wieder abfliessen zu lassen. Da es die Wetterseite ist, kommt das halt doch ab und zu vor. Dass die Wespen in diesen Kanälen aktiv sind ist sicher, weil das laute Summen aus dem Nest sogar innerhalb des Zimmers zu hören ist.
Unsere Sorge ist nun, dass die Wespennester diese Abflusskanäle verstopfen und das Wasser dann nicht mehr abfliessen kann und in die dahinterliegende Isolation aus Holzfasern (Gutex) rinnt.
Die Abflusskanäle können nicht einfach freigelegt werden, denn dazu müssten die Aluprofile der halben Fassade demontiert werden und weil die Profile teilweise vernietet sind, wird das Ganze noch komplizierter und teurer.

Was würden uns die Wespenprofis raten? Können wir was tun, ohne die Wespen zu töten? An das Nest kommen wir ja nicht ran.

Mit bestem Dank für eure Vorschläge
Jari
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Reber
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Reber »

Hallo Jari,
eine Frage: Haben die Wespennester die ihr sehen könnt eine Nesthülle? Oder könnt ihr direkt auf die Waben sehen?
LG Reber
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Jari
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Jari »

Hallo Reber
Vielen Dank für deine rasche Antwort.
Wir haben keine Sicht auf die Wespennester. Durch das Fensterbrett und den Knick nach oben ist von aussen nichts zu sehen vom Nest und durch den schmalen Schlitz passt nicht mal meine Endoskopkamera.
Die Annahme das es Nester sind, beruht rein auf den Tönen die durch die sirrenden Flügelbewegungen der Wespen und die kauenden Geräusche beim Nestbau verursacht werden und die konzentriert an bestimmten Punkten in der Wand zu hören sind.
Falls es hilft kann ich auch versuchen ein Bild der Aussenfassade zu machen, allerdings ist ausser schmalen Schlitzen von aussen nichts zu sehen.
LG Jari
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Reber
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Reber »

Ein Foto hilft immer! Damit man sich vorstellen kann, wie die Lage ist. Übrigens auch eines der Wespen.

Lassen die Wespen beim Fliegen die Beine herunterhängen? Tragen die Wespen Isolationsmaterial heraus?

Meine Fragen zielen dahin: Wenn es Feldwespen sind, ist Handeln aus meiner Sicht ehre nicht nötig. Die Nester bleiben klein (30-50 Tiere pro Nest) und die Wespen werden bald (Mitte oder Ende September) verschwinden. Die Nester werden dem Hohlraum angeasst. Und sie zersetzen sich mit der Zeit. Im Winter einfach die Zugänge abdichten.

Sind es andere Wespen, z.B. die Gemeine Wespe oder die Deutsche Wespe kann das problematisch sein, weil deren Nester recht gross werden können und die Tiere Schäden an der Isolation verursachen könnten. Ich kenne Gutex nicht, wenn das relativ feste Platten sind, werden sie wohl in Ruhe gelassen. Weiches Material, Sagex z.B. wird bei Platzmangel ausgefressen. Allerdings hätte das Nest zu dieser Jahreszeit wohl sowieso schon seinen Höhepunkt erreicht. Man könnte bis im Spätherbst warten, dann wird das Nest absterben. Kurzkopfwespen traue ich allerdings zu, dass sie mit bewohnten Nestern Kanäle verstopfen. Und man müsste evtl. schauen, ob Schaden entstanden ist. Es kann möglich sein, dass die Rückstände mechanisch entfernt und sogar Isolation ersetzt werden muss. Wenn nicht: Witterung und Kleistlebewesen zerstören auch diese Nester mit der Zeit...
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Jari
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Jari »

Hallo Reber

Die Fotos waren nicht ganz einfach, denn die Einfluglöcher liegen im ersten Stock. Ausserdem sind die Wespen sehr quirlig und starten auch schon mal einen "Scheinangriff" über 2-3 m Distanz beim Abflug bei dem sie voll auf das Gesicht zufliegen und erst im letzten Moment abdrehen oder sogar einen "Streifschuss" produzieren (Gestochen hat bis jetzt keine). Ich hoffe es gibt dir einen ersten Eindruck.

Beim Bild "Wespe_im_Anflug_auf_Schlitz_20200804.jpg" sieht man den kleinen Schlitz für den Wasserablauf zwischen Fensterbank und Aluprofil durch den sich die Wespen zwängen. Das hellbraune Zeug auf der Fensterbank halte ich für feine Holzfasern. Ich mache mir schon langsam etwas Sorgen um meine Holzfaser-Isolationsplatten :(

Beim "Wespe_im_Flug_20200804.jpg" habe ich eine im Flug erwischt. Die Hinterbeine sind angelegt.

Bild "Wespengruppe_Fenster_20200804.jpg" zeigt das ständige Kommen und Gehen während des Tages. Gefühlsmässig verdoppelt sich die Population von Tag zu Tag.

Jetzt bin ich gespannt auf deine Meinung, was wir da für eine Art haben und ob / wie wir weiter vorgehen können.


Auf der anderen Seit des Hauses habe ich auf dem Balkon noch eine weitere Wespengruppe entdeckt. Bild Wespengruppe_Balkon_20200804.jpg
Die sehen von der Färbung und der Fühlerfarbe her anders aus und sind viel ruhiger und friedlicher. Die sitzen seit Tagen in dieser Ecke und machen bis jetzt auch keine Anstalten ein Nest zu bauen.
Ist das eine andere Art?

LG Jari
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Wespengruppe_Balkon_20200804.jpg
Wespe_im_Anflug_auf_Schlitz_20200804.jpg
Wespe_im_Flug_20200804.JPG
Wespengruppe_Fenster_20200804.jpg
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Reber
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Reber »

Also, beim Bild der Wespen mit den gelben Fühlern von der Balkonseite handelt es sich um Haus-Feldwespen (Polistes dominula). Die verursachen in der Regel keine Probleme.

Die Wespen auf der anderen Seite sind Gemeine Wespen (Vespula vulgaris). Die erreichen bald den Höhepunkt ihrer Volksstärke...
Ich hab mich jetzt noch etwas schlau gemacht über die Gutex-Isolation, die müssten fest genug sein, dass sie die Wespen nicht ausfressen, zumal bei einer hinterlüfteten Fassade ja genug Platz vorhanden ist um in die Breite zu bauen.
Die Abläufe kann ich mir noch nicht so richtig vorstellen. Sind das geschlossene Rohrsysteme /Ablaufsysteme? Oder offene Rinnen?

Weil, es bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Einsatz eines Kammerjägers oder abwarten und die Eingänge im Winter wespendicht machen. Ich würde dir zur zweiten Option raten. Aber vielleicht meldet sich sonst noch jemand aus dem Forum?
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Thomas
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Thomas »

Hallo zusammen

definitiv so wie Reber es schrieb; im ersten Fall problemlose Feldwespen (das Nest dürfte so langsam aufgelöst werden) im zweiten Bild die Gemeine Wespe; da würde ich ebenfalls abwarten oder den Schädlingsbekämpfer aufbieten. Die Einflugöffnungen auf jeden Fall erst im Winter verschliessen, wenn 100% sicher keine Tiere mehr im Nest sind.
Gruss
Thomas
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Jari
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Jari »

Hallo Reber und Thomas

Vielen Dank für eure Einschätzungen der Situation.

Die friedlichen Haus-Feldwespen dürfen auf jeden Fall bleiben solange sie wollen, kein Problem.

Bei den Gemeinen Wespen bin ich hin und her gerissen und die für mich zentralen Überlegungen sind folgende:
- Gutex Isolation - wird die wirklich nicht zu sehr beschädigt? Garantien gibt es ja keine und meine Frau ist inzwischen aus dem Schlafzimmer ausgezogen, da sie die nächtlichen Kratz-/Beiss-/Flügelgeräusche nicht mehr schlafen lässt. Von den Geräuschen her hat man das Gefühl, dass die Wespen bereits durch die Isolation durch sind und bald an der Innenverkleidung des Fensterrahmens nagen. Ich hoffe, dass ist nur eine Schallübertragung und nicht wirklich so.
- Beim Einsatz eines Kammerjägers bliebe ein belegtes Nest übrig, das stärker faulen und stinken könnte wie ein verlassenes Nest, denn auch der Kammerjäger kommt ja nicht an das Nest ran. Auch da liesse sich der Zustand der Isolation nicht überprüfen.
- Ein Abbau und Wiederanbau der Fassade würde mehrere Tausend Franken kosten mit Gerüstarbeiten und Spenglerkosten, andererseits kämen Feuchtigkeitsschäden durch Kältebrücken langfristig noch teurer.
- Zwei erwachsene Kinder, die allergisch auf Wespenstiche reagieren.

Zentral ist für uns die Frage der Schäden an der Isolation oder nicht. Bis im September hätten die Wespen noch viel Zeit um einen möglichen Schaden zu vergrössern. Meine Endoskopkamera hat 7-8 mm Durchmesser, damit habe ich keine Chance.
Hat jemand eine dünnere Endoskop-Variante mit max. 4 mm Durchmesser, mit der sich der Zustand der Isolation über den Schlitz überprüfen liesse? Wir sind im Fricktal in der Nähe von Frick zuhause.

Zur Frage der Abläufe von Reber noch ein Foto der Fenster. Die erwähnten Abläufe sind kein geschlossenes Rohrsystem sondern nur Bleche die dafür sorgen, dass bei Schlagregen evt. eintretendes Wasser zwischen den roten Storenkästen und der Fassade oder Wasser, dass zwischen Fensterrahmen und Fassade gedrückt wird über den Schlitz oberhalb der Fensterbank wieder austreten kann. Da das System nicht geschlossen ist, können die Wespen von dort natürlich auch in die Hinterlüftung der Fassade vordringen.
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Fenster.jpg
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Reber
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Reber »

Schön das die Feldwespen bleiben dürfen!

Bei den Gemeinen Wespen: Am Schluss müsst ihr entscheiden, was ihr tun wollt. Es ist euer Haus.
Ich an eurer Stelle würde wohl einfach warten und zwar aus folgendem Gründen: 1. Ist Gutex-Isolation meiner Meinung nach hart genug, dass sie die Wespen nicht mit geringen Aufwand zerfressen können. Mir ist bisher nur bekannt, dass sie Sagex abbauen und Schaumstoff aus alten Polstermöbeln, aber kein Holzmaterial. Wespen verwenden Holz zum Nestbau. Sie nagen dazu aber nur die Oberfläche ab. Und das nur an verwittertem oder morschem Holz (je nach Art). Evtl. beim Hersteller oder bei der Montagefirma nachfragen, ob sie jemals das Problem hatten.
2. Gibt es zwischen Isolation und Fassade genug Platz, die Wespen haben deutlich weniger Aufwand, wenn sie in die Breite bauen, also gar keinen Grund die Isolation auszufressen. Das ist keine natürlich keine Garantie, aber das wahrscheinlichste Szenario. Wespen nehmen den Weg des geringsten Widerstandes. Wird z.B: ein Vogelhäuschen zu klein für ihr Nest, fressen sie nicht das Holz durch (das könnten sie wohl gar nicht), sondern bauen aussen weiter.
3.Die Abläufe werden in dem Fall auch kaum verstopft, da ich davon ausgehe, das die Wespen oberhalb davon, frei in den Hinterlüftung der ihr Nest bauen.

Die Geräusche werden natürlich vom Holz übertragen, bzw. sogar verstärkt, wenn die Fassade als Resonanzkasten fungiert. Ich kann verstehen, dass die einem Sorgen machen. Gerade weil man nicht weiss, was die Wespen dort machen. Aber im Oktober wird wieder Ruhe einkehren. Das Nest wird absterben.

Beim Einsatz eines Kammerjägers bliebe ein belegtes Nest übrig, ja, aber die Wespen faulen nicht. Sie vertrocknen hinter der sonnenbeschienen Fassade sehr schell, wie das Nest und die Maden. Nach meiner Erfahrung ohne wahrnehbare Geruchsemissionen. Was übrig bliebt, wird mit der Zeit von Kleinstlebewesen zersetzt (nachdem die nicht auch an den Folgen des Giftes sterben).
Aber eben, auch da liesse sich der Zustand der Isolation nicht überprüfen. Eine Endoskopkamera wäre eine Möglichkeit. Aber die Wesben bauen eine Nesthülle, die verdeckt die Sicht. Und ob man da viel erkennen könnte? Und so nah ran kämme ohen die Wespen zu provozieren?
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Re: Frische Wespennester in der hinterlüfteten Fassade

Beitrag von Jari »

Seit gestern haben sich die Beissgeräusche um 15cm verschoben und sind jetzt definitiv unter der Fensterbank innen im Schlafzimmer (Nähe Innenverkleidung) zu orten. Das würde bedeuten, dass die Wespen definitiv durch die 8cm Gutex Ultratherm Platten und die Dampfsperre durch sind und jetzt in der weicheren Gutex Innendämmung rumwüten.
Durch ein Telefonat mit einem Fachmann der Firma Gutex, der früher als Dachdecker gearbeitet hat, wurde mir bestätigt, dass das es möglich ist das sich Wespen durch die Holzfaserplatten durchbeissen können. Aus seiner längeren Erfahrung als Dachdecker hatte er sogar schon Wespenvölker gehabt die Glasfaser und Steinwolle-Isolationen zum Nestbau "ausgeräumt" haben.
Eine Kontrolle der Gitter der Fassadenlüftung zeigt, dass diese jetzt an 3 Stellen durch abgebissene Holzfasern komplett verstopft sind.

Gift ist keine Option, da wir dann dieses Gift durch die "atmenden" Wände auch im Schlafzimmer hätten.

Was haltet ihr davon die Population per Spezial-Staubsaugereinsatz zu verkleinern, in der Hoffnung, dass damit nicht weiterer zusätzlicher Nistraum gebraucht wird und somit die Schäden nicht noch grösser werden?
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